Die Ausrottung von Menschen mit psychischen Störungen. Katalog zur Ausstellung

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Die Vernichtung von Menschen mit psychischen Störungen im besetzten Polen. Der Beginn des Völkermordes. Katalog zur Ausstellung
Tadeusz Nasierowski
Polskie Towarzystwo Psychiatryczne (Polnische Gesellschaft für Psychiatrie), Warszawa 2018

„Die Vernichtung von Menschen mit psychischen Störungen im besetzten Polen. Der Beginn des Völkermordes" ist ein Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die erstmals am 11. April 2017 im Senat der Republik Polen während der Konferenz „Die Vernichtung von psychisch Kranken – Erinnerung und Herausforderung" präsentiert wurde. Die Konferenz wurde vom Gesundheitsausschuss des Senats zusammen mit der „Kommission für die Geschichte der Polnischen Psychiatrie" und der „Kommission für die Reform des Psychiatrischen Pflegesystems der Polnischen Gesellschaft für Psychiatrie" im Rahmen der Veranstaltungen zum „I. Kongress für Seelische Gesundheit" veranstaltet.

Texte zur Ausstellung wurden von Tadeusz Nasierowski verfasst, einem Psychiater, der seit fast dreißig Jahren die Vernichtung von psychisch Kranken dokumentiert. Er setzt damit die Tätigkeit/das Werk von Dr. Zdzisław Jaroszewski fort, der Zeuge dieses Verbrechens war. Das graphische Projekt des Katalogs stammt vom Grafiker Robert Manowski, der unter anderem Autor von Animationen zu Dokumentarfilmen und Multimedia-Ausstellungen u.a. zum Thema Holocaust ist.

Der Katalog ist ein erschütterndes Dokument des Schicksals der Menschen mit psychischen Störungen während des Zweiten Weltkrieges. Die psychisch Kranken stellten eine Gruppe von Opfern dar, die als erste alle von der deutschen Besatzungsmacht angewandten Vernichtungsmethoden erfahren hat.

Die Verbrechen, die Vorgehensweise der Besatzer und deren Exterminationsmethoden in psychiatrischen Anstalten, in denen über 20.000 Patienten ums Leben kamen, darunter Kinder, werden mit Hilfe von Dokumenten, Archivfotos und Zeugenaussagen dargestellt. Ein wichtiges Element der Darstellung ist es, sowohl Berührungspunkte als auch Unterschiede zwischen der Aktion T4 in Deutschland und der Vernichtung von psychisch Kranken in dem von den Deutschen besetzten Polen zu zeigen. Auch die Ermordung polnischer Intellektueller kann als ein Teil dieses Verbrechens betrachtet werden. Möglichkeiten, der Opfer zu gedenken und die Erinnerung an sie zu erhalten, wurden auf der letzten Katalogseite dargestellt.

Über den Preis, den die Menschen für die Schrecken des Krieges, für die Zerstörung des offenen Umgangs miteinander und für die Mythisierung einer Nation zahlen, schrieb Tadeusz Nasierowski im Vorwort zu diesem Katalog. In den letzten Kapiteln stellte er die moralischen Dilemmas der Psychiater in Polen angesichts des Todes ihrer Patienten dar. In dem Kapitel „Ich bin unschuldig..." zeigt er die Konsequenz der Zerstörung des staatlichen Rechtssystems und den Anteil der deutschen Juristen an der Rechtfertigung der Besatzungspolitik der Nazis und ihre Mitschuld an den begangenen Verbrechen auf.